Wie viele Mädchen aus bürgerlichem Hause, die Anfang des 20. Jahrhunderts geboren wurden, bekam auch Gabriella „Gaby“ Angelini Klavierunterricht und besuchte eine Ballettschule in Mailand.
Doch ihre Träume handelten eher von in den Wolken kreisenden Flugzeugen als von einer Ballerina in Spitzenschuhen. Und ihre Bewunderung galt weniger der legendären Isadora Duncan als vielmehr Francis Lombardi, dem Star der italienischen Luftfahrt.
Ein Besuch in der Flugzeugfabrik in Breda gab schließlich den Ausschlag, dass Gaby beschloss, im Aero Club Mailand unter der Anleitung des Fluglehrers Francesco Monti ihren Pilotenschein zu machen.
Mit nur 19 Jahren wurde „Little Gaby“ berühmt durch eine für die damalige Zeit und – vor allem – für eine Frau in diesem Alter außergewöhnliche Leistung. Mit einem einmotorigen Reiseflugzeug vom Typ Breda Ba. 15 startete sie in Mailand und überflog in nur 25 Tagen acht europäische Länder (Österreich, die Tschechoslowakei, Deutschland, Dänemark, Schweden, die Niederlande, Großbritannien und Frankreich).
Zu dieser Zeit ermutigte das faschistische Regime Piloten zu Großtaten, um auf internationale Resonanz zu stoßen, und in Gabys Fall – eine Frau! – waren die Gründe noch offensichtlicher. So bekam Angelini die Gelegenheit, eine weitere unglaubliche Reise anzutreten, diesmal von Mailand nach Delhi. Sie sollte dabei Libyen, Ägypten, den Irak und Pakistan überfliegen. Doch das Glück war diesmal nicht auf ihrer Seite: Ihr Flugzeug stürzte während eines Sandsturms in Libyen ab.
Ein paar Jahre nach ihrem Tod verweigerte Benito Mussolini Frauen den Zugang zu Flugschulen und erinnerte den Präfekten von Bologna per Telegramm daran, dass „Frauen im faschistischen Italien bereits zahlreiche Kinder zu lenken haben, während das Lenken von Flugzeugen eine ernsthafte Angelegenheit ist, für die es genug Männer gibt" (Quelle: Wikipedia).
Gabriella Angelinis Geschichte ist ungerecht.
Doch in unserer Rubrik „
Überfliegerinnen“ haben wir uns vorgenommen, Storys der Erfolge und Errungenschaften, aber auch des Scheiterns und der Opfer zu erzählen, die Frauen auf sich nahmen, um die Zukunft der Luftfahrt zu verändern.
Falls ihr mehr über Gaby Angelini erfahren und den Himmel mit ihren Augen betrachten möchtet, könnt ihr online vielleicht noch ein paar alte Exemplare ihres Tagebuchs
Il Diario di Gaby, erschienen 1933 bei Mondadori, ergattern.