Agnolotti del Plin: das traditionelle Turiner Gericht

Die Liste der Turiner Köstlichkeiten ist lang und macht einem die Entscheidung schwer. Wie wäre es beispielsweise mit den Agnolotti del Plin, die Piemonteser Variante der Ravioli?

 

Agnolotti sind flache viereckige, gefüllte Teigtäschchen, die für gewöhnlich von Hand gemacht werden. „Plin“ bedeutet „zusammengedrückt“ und bezieht sich auf die Art, wie die einzelnen Agnolotti zwischen Finger und Daumen zusammengedrückt und verschlossen werden.

 

Die Füllung besteht in der Regel aus einer Mischung aus Schweine-, Kalb- oder Kaninchenfleisch, das mit Zwiebeln kurz in Öl angebraten, dann mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss gewürzt und schließlich mit Spinat und Parmesankäse vermengt wird. Die Agnolotti werden in einer Rinderbrühe serviert, über die zu guter Letzt etwas weißer Trüffel gerieben wird.

 

Wie viele der berühmten Gerichte aus dieser Region sind die Ursprünge der Agnolotti del Plin in der aristokratischen Vergangenheit Turins zu finden, das zunächst Hauptstadt des Herzogtums Savoyen und später die erste Hauptstadt des vereinigten Italiens war. Der Adel liebte Feste in großem Stil, die Tische bogen sich unter der Last von gebratenem Fleisch und Wildbret.  Daher waren Gerichte wie Agnolotti eine schmackhafte Methode, um die Überreste des Vortages zu verarbeiten. Und noch Jahrhunderte später steht dieses Gericht auf vielen Speisekarten, nicht zuletzt auch aus Gründen der Sparsamkeit.

 

Wenn es darum geht, für welches Gericht man sich entscheiden soll, kann das auch vom Zeitpunkt des Besuchs abhängen, denn jede Jahreszeit hat ihre eigenen Spezialitäten.  Doch Turins Vorliebe für die gefüllten Teigtäschchen gilt das ganze Jahr über, so dass Sie dieses Gericht sowohl im Winter in einer gemütlichen Trattoria bestellen, als auch im Sommer auf einer weinumrankten Terrasse oder unter einer schattigen Markise im Viertel des Quadrilatero Romano genießen können.

 

Beim traditionellen Turiner 4-Gänge-Menü werden die Agnolotti normalerweise als sogenannter „Erster Gang“ (eigentlich der zweite, nach den Vorspeisen) serviert. Heute werden sie dagegen oft als leichtes Mittagessen gereicht, gefolgt von einem schaumigen Dessert oder einer Zabaione zum Nachtisch. Dazu ein gutes Glas Barbaresco oder Barolo, die beiden edelsten Weine Piemonts, oder auch einen Langhe Nebbiolo, wenn es nicht gar so teuer werden soll.